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ausgabe 4 · spätsommer 2022 reisebericht 25
Stadt Ulcinj oder an die Stille der noch im Tiefschlaf liegen-
den Hotelinsel Sveti Stefan.
Nicht nur durch die Höhenlage des Klosters Ostrog und
dessen Einbau in die steile Felswand ist man dem Alltag
entrückt. Die Verehrung des hl. Vasilija in der Grotte ist
Ziel der Wallfahrt für Tausende von orthodoxen, katholi-
schen und muslimischen Pilgern, vornehmlich Montenegri-
ner und Serben. Nach „Genuss“ des Gesundheit spendenden
Heiligen Wassers ruft eine gemütliche Konoba zu einer lan-
destypischen Mahlzeit mit Cevapcici und Sliwowitz.
Ein Erlebnis pur erfährt man auf der Fahrt im Lovcen-Ge-
birge, begleitet vom Mausoleum für den Dichter und Fürst-
bischof Petar II., in der ehemalige Hauptstadt Montenegros
(bis 1916) Cetinje mit dem mächtigen Klosterkomplex, dem
Denkmal auf der Bergkuppe, der Grabeskirche und der Re-
sidenz von König Nicola. Viele Botschaftsgebäude ruhen
scheinbar verlassen in den Parks, beherbergen jedoch kul-
turelle Einrichtungen wie etwa eine Bibliothek in der ehem.
kaiserlichen Botschaft von Österreich-Ungarn. In der kö-
niglichen Residenz wird die Zeit unter König Nicola wach:
Mit Kleidung, Trachten, Orden und Waffen, reich verzierten
Mobiliar und einer üppigen Tischkultur, Landschaftsgemäl-
den und Porträts, darunter auch von Kaiser Franz Joseph
und Elisabeth (Sisi). Mit Franz Joseph wird man in dieser
Gegend immer wieder konfrontiert, von 1815 bis 1918 war
die Bucht von Kotor habsburgisch, zuletzt Stützpunkt der
k. und k. Kriegsmarine mit der U-Bootflotte. Befestigungs-
anlagen und Straßenbauten, etwa die 25 Serpentinen von
Cetinje nach Kotor, erinnern an diese Zeit. Der faszinieren-
de Blick von der Anhöhe auf die Bucht von Kotor wird zur
bleibenden Erinnerung an jenes Land, das nun nicht mehr
so unbekannt erscheint: Montenegro. Gert Ammann
Fotos: ©Robert Klar, ©Gert Ammann