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 Dem Himmel nahe              Der wunderbare Winterschlaf


 Zum 200. Todesjahr des Barockmalers Josef Schöpf aus Telfs  von Inge Welzig
 von Gert Ammann
      Es ist eine großartige Einrichtung der Natur, dass Igel im  Verwechseln konnte ich ihn nicht, weil ich ihn mit einem

 Das Zisterzienserstift Stams und Josef Schöpf sind eng mit- etwa der Himmelfahrt oder Krönung Mariens, der Predigt des   Winter tatsächlich tief und fest monatelang durchschlafen  Tupfer  Nagellack  auf  den  Stacheln  gekennzeichnet  hatte.
 einander verbunden. Wie eine Klammer umschließt das Stift  hl. Johannes d. T., des Todes des hl. Johannes Nepomuk oder   können. Zum Unterschied von Eichhörnchen, die nur eine  Das Gegenteil war ein anderer Aufgepäppelter, der bei mi-
 das Leben und Werk des 1745 in Telfs geborenen Malers Josef  der Glorie des hl. Laurentius. Bei Zentralfeldern komponier-  Winterruhe halten, können sich unsere Stachelfreunde im  nus zehn Grad tagelang mit dem Winterschlaf wartete, viel-
 Schöpf. Seine Jugendwerke sind hier nachweisbar und seinen  te Schöpf in barocker Manier ringförmig, bei Landhausde-  Herbst keine Futterreserven anlegen, da sie Insektenfresser  leicht um sicher zu ein, dass nicht womöglich der Frühling
 Nachlass übergab er dem Stift. Sein erstes malerisches Werk,  ckenbildern in Form von Tafelbilder mit einer Blickrichtung.   sind und Käfer und Würmer nicht auf die kalte Jahreszeit  im Anmarsch sei.
 die Ausmalung der Krankenhauskapelle des Stiftes, vollende- Man fühlt sich in seinen Deckenmalereien dem Himmel nahe   warten, um verzehrt zu werden.
 te er eigenhändig 1768, nachdem er bereits seit 1766 als Ge- oder  - anders gesagt – er holte den Himmel herunter zu den   Ein  Igel,  der  vor  Wintereinbruch  herumirrt,  braucht
 hilfe von Josef Anton Puellacher aus Telfs bei Dekorations- Gläubigen. Man würde dem Gesamtwerk von Schöpf nicht   Normalerweise hat der Igel ähnliche Körperfunktionen wie  menschliche Hilfe. Die hat kürzlich Lena für so ein Tier bei
 malereien in der Neuen Prälatur mithalf. Und rund zwanzig  gerecht werden, würde man die vielen Altarbilder und klein-  ein Mensch, wie eine Temperatur von 34 Grad Celsius. Im  mir angefordert. Ich hatte die kleine Hündin für zwei Tage
 Jahre vor seinem Tod 1822 schuf er im Jahre 1800 die Malerei- formatigen religiösen Gemälde nicht erwähnen oder die Ta-  Winterschlaf geht diese bis auf fünf Grad hinunter. Ähnlich  übernommen, als sie bei Einbruch der Dunkelheit im Gar-
 en in der Heilig-Blut-Kapelle in Stams. Schließlich hinterließ  felbilder mit historischem und mythologischem Inhalt sowie   radikal geht es mit der Herzfrequenz bergab. Statt 200mal  ten einen Terror veranstaltete. Es dauert etwas, bis ich den
 Schöpf in seinem umfangreichen Nachlass 24 Folianten mit  Porträts beiseitelassen. So war er ein Kind seiner Zeit zwi-  in der Minute schlägt es nur noch 5mal! Geatmet wir auch  Grund entdeckte. Sie hatte in der Wiese einen viel zu „leich-
 über  2000  Studienblättern,  7  kleinformatige  Skizzenbücher,  schen Spätbarock und Klassizismus, einer der letzten großen   entsprechend weniger.  ten“ Igel entdeckt.
 Landschaftszeichnung, malerische Entwürfe und Ölgemälde  Freskanten in Tirol, ein Meister der Zeichnung und der Ma-
 aus seiner Hand und von Zeitgenossen sowie Studienmaterial  lerei, ein stets bescheidener Künstler von Gottes Gnaden, ein   Mit meiner Übernahme zum Aufpäppeln wurde die Hündin,
 aus Gips und Holz.  trotz seiner vielfältigen Tätigkeit treuer Bürger von Telfs und   für das Stacheltier zur Lebensretterin. Seither ist sie bei ei-
 ein großer Gönner des Stiftes Stams.                              nem Spaziergang vor der Suche nach weiteren Igeln kaum
 Josef Schöpf fand eine solide Ausbildung beim Innsbrucker         zu  bremsen.  Nur  gut,  dass  ich  Lena  immer  an  der  Leine
 Porträtmaler Philipp Haller und empfing auf seiner Wander- In  Erinnerung  an  die  Bedeutung  von  Stift  Stams  für  Josef   habe.                             Inge Welzig
 schaft  nach  Wien,  Salzburg  und  Passau  viele  Anregungen.  Schöpf wurden auf einer Marmortafel über dem Emporen-
 Mit einem kaiserlichen Stipendium konnte er nach einer  aufgang der Johanneskirche am Innrain in Innsbruck die
 Gehilfenzeit bei Martin Knoller von 1775 bis 1778 in Rom  Worte notiert: „Noch auf dem Sterbebette dankbar dem Stifte
 verweilen, wo hunderte Studienblätter vor allem nach Kom-  Stams, das sein Kunststreben früh gewahrte und förderte…“
 positionen von  Raffael  und  Michelangelo  entstanden. Gro-
 ße Anregungen gab ihm Anton Raphael Mengs, der mit der
 Wiederbesinnung auf die Antike den Klassizismus mitprägte.
 Das Studium der Antike in Nachzeichnungen der römischen
 Denkmäler  und  Kopien  von  griechisch-römischen  Statuen
 war  oberstes  Gebot.  Hier  verband  Schöpf  die  spätbarocke
 Bildsprache mit den neuen „modernen“ klassizistischen An-
 forderungen. Eine hohe Auszeichnung war für ihn 1777 der
 Auftrag, in der Sakristei der Wallfahrtskirche von Genazzano   Dieser untergewichtige Igel konnte gerettet werde.
 in der Nähe von Rom das Freskobild mit der Übertragung des
 Gnadenbildes „Maria vom Guten Rat“ zu malen.  Um dieses Überlebenswunder zu sichern, muss unser Sta-  Lena, eine Hündin als Igel-Retterin!
      chelfreund  genügend  Fettreserven  unter  seinem  Panzer
 Nach seiner Rückkehr in seine Heimat ereilten ihn große Auf-  angesammelt haben. Das Mindestgewicht beträgt dann ein
 träge für Asbach in Niederbayern und für Kirchen in Südtirol,   halbes Kilo, besser mehr. Das Winterquartier wird vom Igel
 u. a. für St. Johann in Ahrn, Villnöss und Kaltern. Im Ober-  besonders geschützt ausgesucht. Oft findet er einen Holz-
 land fertigte es nur die Werke in Stams, im Unterland aber   schuppen, unter dem sich mit Heu und trockenem Laub ein   Wer Heiterkeit ver-
 schuf er bedeutende Malereien in Brixen im Thale, St. Johann,   warmes Nest bauen lässt. Auch völlig dichte Hecken, in de-  schenken will, kann
 Reith im Alpbachtal, Wattens und Kirchdorf, um nur einige   nen sich kein Wasser sammeln kann, werden für den Bau   das mit dem Buch
 zu nennen. Seine letzte Arbeit in der Freskomalerei war die   gerne verwendet. Wann dieser bezogen wird, hängt von der   “Abenteuer Tier-
 heute nicht mehr erhaltene Ausmalung der Spitalskirche in   Außentemperatur  ab. Spätestens  beim  ersten  Dauerfrost   schutz, Anekdoten
 Innsbruck.  beginnt  der  Winterschlaf.  Trotzdem  ist  das  Temperatur-    aus der Praxis“.
      empfinden des einzelnen Igels oft recht unterschiedlich. Ich        Für Euro 9,90 wird
 In  seiner  Malerei  verband  er  spätbarocke  lichtdurchflutete   hatte einmal einen Stachelfreund, der im Steingarten seine   es von Inge Welzig
 Himmels- und Wolkenvisionen mit klassizistisch anmuten-  Traum-Unterkunft gefunden hatte. Er hatte sich bei einem   zugeschickt.
 den  Figuren,  grandiose  Draperien  von  Putten  und  Engeln,  Die Verkündigung Marias mit Szenen von Oswald Milser in   Gewitter Ende August zurückgezogen und war im Frühling   Telefon 0664/4552901
 vielfigurige Reihen von Heiligen um zentrale Themen, wie  der Heilig-Blut-Kapelle in Stams (1800)  – zwar  leichter  – putzmunter  wieder herausgekommen.
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